Was bedeutet es, ein Mann zu sein?

Der Post ist vielleicht ein wenig seltsam, immerhin bin ich ja kein Mann. Aber wenn man Autor ist, dann kann man alles sein. Ich möchte an dieser Stelle ein Zitat von Gustav Flaubert erwähnen, welches ich persönlich sehr schön finde und an dem ich mich immer orientiere, wenn ich schreibe. Denn für mich bedeutet Schreiben auch gleichzeitig Fühlen und dieses Zitat sagt so ziemlich alles aus, was es da zu sagen gibt.
" Schreiben ist eine köstliche Sache; nicht mehr länger man selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst geschaffen hat. Heute zum Beispiel bin ich gleichzeitig als Mann und als Frau, als Liebhaber und Geliebte, an einem Herbstnachmittag durch einen Wald unter gelben Blättern geritten; und ich war in den Pferden, den Blättern, dem Wind, in den Worten meiner Figuren, sogar in der roten Sonne, die sie ihre liebestrunkenen Augen schließen ließ." 
- Gustav Flaubert

Also hier nun mein kleiner, kurzer und vollkommen spontaner Text zum Thema "Mann sein".

„Wisst ihr, wie das ist?“, fragte er und sah lächelnd in die Runde, blieb letztendlich mit seinem Blick bei seinem Freund hängen, von dem er wusste, er würde nichts von seiner Geschichte halten, selbst wenn er sie schwören würde. Sie schüttelten grinsend den Kopf, sie machten sich immer über ihn lustig, ja, weil er anders war. Weil er einfach nicht so war wie sie, weil er nichts von diesen schnellen Nummern, dem Verarschen und dem jede Nacht eine Andere abschleppen hielt. Und denkt man als Junge anders, ja, sucht man als Junge nach der Liebe, so ist man für die meisten doch eher ein Weichei, ein Schwächling und erst recht kein richtiger Mann. Es mag Frauen geben, die genau so denken aber es gibt welche unter ihnen, die eben genau solch einen Jungen suchen, die eben genau diese Liebe geben wollen und sie auch dringend selbst benötigen. Das war für ihn schon seit seiner Kindheit klar gewesen. Er fuhr lächelnd fort: „Ihr habt von meiner letzten Beziehung mitbekommen, ich habe euch so oft davon berichtet, ich habe euch so oft nach Rat gefragt und immer wieder meintet ihr: Schieß sie in den Wind, sei kein Loser. Ich habe es beendet ja, aber nicht weil ich kein Loser sein will sondern weil es nicht mehr ging. Manchmal funktionieren Beziehungen irgendwann nicht mehr und wenn ihr echte Männer seid, dann habt ihr auch die Eier in der Hose, es zu beenden und das Mädchen nicht noch länger zu quälen. Wisst ihr wie hart es war, ihr in die Augen schauen zu müssen und zu sagen, dass es keinen Sinn mehr macht? Das Mädchen, welches ewig lang an meiner Seite war, so traurig zu sehen? Für so etwas, meine Freunde, muss man wahrscheinlich mehr Eier in der Hose haben als irgendeine eurer dumme Mutprobe zu machen oder seine Stärke aufs Neue zu beweisen. Ihr habt mich immer Schwächling genannt, weil ich zu meinen Gefühlen stehe. Und nein, ich war nicht schwach, ich war in dieser Zeit stärker als es sich jeder von euch nur vorstellen könnte. Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht, ob ich wieder lieben könnte, ob ich überhaupt wieder Gefühle zulassen könnte und dann war da plötzlich dieses Mädchen. Ich musste ihr nur ein mal in die Augen sehen und alles um mich herum wurde plötzlich so unbedeutend. Ich weiß, ihr könnt euer Lachen höchstwahrscheinlich gar nicht zurück halten aber hört mir einfach zu. Es kam mir vor wie Ewigkeiten, bis wir das erste Mal durch einen dummen Zufall Kontakt hatten und ich konnte nicht anders, als sie ständig anzusehen. Irgendetwas ging in mir vor, jedes verdammte Mal. Als sie sich tatsächlich das erste Mal mit mir treffen wollte, konnte ich es kaum glauben, ich war der glücklichste Junge der Welt, ohne scheiß. Und ich frage mich, was hat es mit Weichei zu tun, wenn man glücklich ist? Ich denke, ihr seid vielleicht alle nur unzufrieden, weil ihr alle keine echten Gefühle kennt, weil sich bei euch alles nur um Sex dreht und keiner mehr die wahre Bedeutung eines tiefen Blickes oder eines Lächelns kennt. Verdreht ruhig die Augen aber irgendwo habe ich vielleicht doch ein wenig recht. Als ich dieses Mädchen geküsst habe, veränderte sich etwas gewaltiges in meinem Leben. Ich kann euch nicht genau beschreiben, was es ist. Ich habe plötzlich das Gefühl, ich muss sie beschützen, wisst ihr? Vor allem, vor Kälte, vor Gefahren, vor Leid und Schmerz. Und ist es nicht die Aufgabe eines Mannes, die Frau zu beschützen? Wieso denkt ihr dann es sei männlich, die Mädchen zu verarschen und sich wie der König aufzuführen? Ein wahrer König hat nur eine Königin, ist es nicht so? Früher war es ein Verbrechen, seiner Frau untreu zu sein, wieso denkt ihr, dass es heute cool ist? Wieso sollte es heute etwas besonderes sein? Weil Regeln zu missachten cool ist? Ich frage mich, wie ihr euch euer Leben vorstellt. Wollt ihr nicht irgendwann später eine Familie gründen? Wie stellt ihr euch euer perfektes Leben vor? Dass eure kleine Tochter euch weinend ansieht und fragt wieso ihr Mama so traurig macht und wieso Mama ständig weint? Ist das eure Sichtweise, ein Mann zu sein? Also meiner Meinung nach bedeutet „Mann sein“, seine Frau zu lieben und zu respektieren. Und damit meine ich die Eine, nicht ständig eine Neue. Ist es nicht das schönste Gefühl zu wissen, dass es da jemanden gibt, wenn man nach Hause kommt, der auf einen wartet, der einen liebt und immer hinter einem steht? Stellt euch vor, sie sammelt mich Nachts irgendwo ein, wenn ich betrunken bin, gibt mir einen Kuss und lässt mich so lange schlafen wie ich will. Wenn ich sie ansehe, bin ich glücklich, wenn sie neben mir liegt, bin ich glücklich. Wieso also sollte ich sie verletzen, wenn sie mich glücklich macht? Wo seht ihr da einen Sinn? Ich möchte später mit beiden Beinen fest im Leben stehen, einen guten Job haben und meine Frau und meine Kinder glücklich machen. Und deswegen bin ich ein Weichei? Ein Schwächling? Ich glaube, meine Freunde, die einzigen, die nicht verstanden haben, was es heißt, ein Mann zu sein, dass seid ihr. Ihr seid nämlich keine Männer, sondern Idioten.“ Der Raum erfüllte sich mit unbehaglichem Schweigen.  

Bis zum nächsten Mal,

eure Lolo xxx